Reglementierte vs. nicht reglementierte Berufe in Deutschland: Was Arbeitgeber wissen müssen

Bei der Einstellung internationaler Fachkräfte in Deutschland ist es entscheidend zu verstehen, ob der ausgeübte Beruf reglementiert oder nicht reglementiert ist. Diese Einordnung bestimmt, ob ausländische Qualifikationen offiziell anerkannt werden müssen, bevor eine Beschäftigung aufgenommen werden kann – was sich direkt auf Rekrutierungsfristen, Visaverfahren und rechtliche Compliance auswirkt.

Diese Übersicht bietet klare Einblicke in die Unterschiede zwischen beiden Kategorien, erläutert offizielle Anerkennungsverfahren und zeigt praxisnahe Schritte, um den Einstellungsprozess effizient zu gestalten.

Was sind nicht reglementierte Berufe?

Nicht reglementierte Berufe in Deutschland erfordern keine behördliche Anerkennung ausländischer Abschlüsse, um im Beruf arbeiten zu dürfen. Kandidat:innen können sich also direkt bewerben und arbeiten, ohne ein offizielles Anerkennungsverfahren durchlaufen zu müssen.

Aber Achtung: Für bestimmte Visakategorien – insbesondere bei der Blauen Karte EU – oder bei individuellen Fallkonstellationen kann dennoch ein Nachweis über die Gleichwertigkeit der Qualifikation erforderlich sein. Zudem beschleunigt eine anerkannte Qualifikation häufig die Visabearbeitung und erhöht die Erfolgschancen.

Beispiele für nicht reglementierte Berufe:

  • Biolog:in

  • Wirtschaftswissenschaftler:in

  • Informatiker:in

Für nicht reglementierte Berufe ist die berufliche Anerkennung nicht verpflichtend, aber es ist empfehlenswert, den Abschluss im Anabin-Portal zu prüfen. Anabin gibt Auskunft über den deutschen Bewertungsstatus internationaler Hochschulabschlüsse.

Fehlt dort ein direkter Nachweis der Gleichwertigkeit, empfiehlt sich dringend die Beantragung einer Zeugnisbewertung durch die Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen (ZAB).

Wie erhält man eine Zeugnisbewertung (Statement of Comparability)?

Die Zeugnisbewertung kann online über das Portal der ZAB beantragt werden. Die Bearbeitung dauert in der Regel vier bis acht Wochen – ein früher Start im Rekrutierungsprozess ist daher ratsam.

Das Zertifikat dient als offizieller Nachweis, dass ein ausländischer Abschluss mit einem deutschen Hochschulabschluss vergleichbar ist. Das stärkt die Glaubwürdigkeit der Bewerber:innen und unterstützt die Visabearbeitung maßgeblich.

Was sind reglementierte Berufe?

Reglementierte Berufe unterliegen in Deutschland gesetzlichen Vorschriften, die genau regeln, wer diesen Beruf ausüben darf. Die Anerkennung der ausländischen Qualifikation ist hier zwingend erforderlich, bevor eine Anstellung möglich ist.

Diese Berufe betreffen oft Tätigkeiten mit hoher Verantwortung für Gesundheit, Sicherheit oder Bildung – entsprechend hoch sind die Anforderungen an Ausbildung, Berufserfahrung und Sprachkenntnisse.

Beispiele für reglementierte Berufe:

  • Ärzt:in

  • Lehrer:in

  • Erzieher:in

  • Pflegekraft

  • Ingenieur:in (in bestimmten Bereichen)

Das Anerkennungsverfahren

Das Verfahren prüft, ob die ausländische Berufs- oder Hochschulausbildung den deutschen Standards entspricht. Ohne positive Anerkennung ist eine Beschäftigung nicht erlaubt.

Je nach Beruf, Bundesland und Einzelfall kann das Verfahren zusätzliche Anforderungen beinhalten:

  • Fachsprachprüfungen

  • Berufspraktika

  • Anpassungslehrgänge

  • Fachkenntnisprüfungen

Wo wird der Antrag gestellt?

Die zuständige Anerkennungsstelle variiert je nach Beruf und Bundesland. Arbeitgeber sollten ihre internationalen Bewerber:innen auf den offiziellen „Anerkennungs-Finder“ der Bundesregierung hinweisen:
👉 www.anerkennung-in-deutschland.de

Dieses Tool gibt Orientierung, ob ein Beruf reglementiert ist und wie das Anerkennungsverfahren abläuft.

Zeitlicher Rahmen: Das müssen Arbeitgeber wissen

  • Nicht reglementierte Berufe

    • Zeugnisbewertung dauert meist 4–8 Wochen

    • In vielen Fällen kann parallel bereits mit der Beschäftigung begonnen werden

    • Besonders wichtig bei Visaverfahren (z. B. Blaue Karte EU)

  • Reglementierte Berufe

    • Das Anerkennungsverfahren kann mehrere Monate bis über ein Jahr dauern

    • Zusätzliche Prüfungen oder Praktika können erforderlich sein

    • Frühzeitige Einleitung ist unerlässlich für einen reibungslosen Onboarding-Prozess

Warum diese Unterscheidung wichtig ist

  • Rechtssicherheit bei der Einstellung ausländischer Fachkräfte

  • Vermeidung rechtlicher Risiken und Bußgelder

  • Realistische Personalplanungen und Projektzeitpläne

  • Klare Kommunikation mit Bewerber:innen

  • Erfolgreiche Integration und langfristige Mitarbeiterbindung

Fazit: Klarheit schafft Tempo und Sicherheit

Nicht reglementierte Berufe ermöglichen einen schnelleren Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt – insbesondere mit einer Zeugnisbewertung durch die ZAB.

Reglementierte Berufe setzen eine behördliche Anerkennung zwingend voraus, was längere Verfahren bedeuten kann. Wer den Unterschied kennt und proaktiv handelt, spart Zeit, reduziert Risiken und erleichtert internationalen Talenten den Einstieg.

Wie wir Sie unterstützen

Die Einordnung und Anerkennung ausländischer Abschlüsse kann komplex sein – für Arbeitgeber und Fachkräfte gleichermaßen. Wir unterstützen Sie mit:

  • Beratung zur Berufszuordnung (reglementiert oder nicht)

  • Hilfe bei der Beantragung von Zeugnisbewertungen und Anerkennungen

  • Kommunikation mit Behörden und Anerkennungsstellen

  • Beratung zu visarelevanten Anforderungen im Zusammenhang mit Abschlüssen

Unser Ziel: Den Einstellungsprozess vereinfachen, Risiken minimieren und Ihre internationalen Fachkräfte schnell und compliant ins Unternehmen integrieren.

Sprechen Sie mit uns – wir begleiten Sie durch den gesamten Anerkennungs- und Visa-Prozess.

Rechtlicher Hinweis: Die hier und auf der relokate-Website bereitgestellten Informationen dienen nur zu allgemeinen Informationszwecken und stellen keine Rechtsberatung dar.

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